KOPFBILD

Christa Donatius – Kopfbild Ein Fest des Lebens Das Bildnis eines Menschen ist für uns etwas Selbstverständliches: zahlreiche Fotografien unserer Familie und Freunde umgeben uns Tag für Tag. Bilder, die wir häufig selbst gemacht haben und die uns an schöne Momente erinnern. Momente, die unwiederbringlich sind, die wir aber festhalten möchten. Ebenso verhält es sich mit den Menschen in diesen Bildern, die wir genauso in Erinnerung behalten möchten. Häufig sind wir so begeistert von der Idee die Zeit mittels Technik zu überlisten, dass wir die Möglichkeit eines gemalten Bildnisses übersehen. Dabei ist es eine erstaunliche  und einzigartige Möglichkeit einen Menschen in seinem Wesen einzufangen und zu würdigen. Die Malerin Christa Donatius hat sich den Luxus geleistet von April 2003 bis Oktober 2011 Menschen zu porträtieren. Personen, die kein klassisches Bildnis beauftragt hatten, sondern, die von der Malerin gebeten wurden Modell für sie zu sitzen. In etwa 3 stündigenSitzungen entstanden so 227 Bildnisse auf 6 Leinwandrollen, die jeweils 10 Meter lang und 60 cm hoch sind. Es sind Menschen aus dem Umfeld der Malerin: Familienmitglieder, Freunde und Wegbegleiter. Jede dieser Personen durfte drei persönliche Dinge zur Sitzung mitbringen, die als Attribute Eingang in die Darstellung fanden. Gegenstände, die uns über das eigentliche Bildnis hinaus etwas zur Person verraten.Donatius malte nicht einfach Person neben Person, sie malte Geschichte neben Geschichte.Wir erhalten einen kleinen Einblick in Ihr Leben dieser Jahre 2003 – 2011, wer sie begleitet hat und wie vielschichtig, die verschiedenen Charaktere und damit auch Einflüsse dieser Zeit waren.Dicht neben einander gesetzt folgt Kopf auf Kopf, Leben auf Leben um in der zufälligen Kombination ein einzigartiges Zeitdokument darzustellen. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bannen Maler in Europa den Kopf zu porträtierender Menschen in Bildern, da in ihm die größte Dichte persönlicher Charakteristika versammelt. Donatius sammelt in ihrem Projekt Köpfe. Keine klassischen Porträts, sondern Bildnisse, die nicht nur einzeln betrachtet werden können, sondern vor allem im Kontext völlig neue Sichtweisen ermöglichen. Sie schafft ein Kollektiv von Menschen, das so nicht existiert und in zufälliger Reigenfolge auf der Leinwand erscheint. Alle sind gleich berechtigt in Größe und Farbgestaltung. Alle Leinwände sind in Schwarz, Weiß und Rot gehalten. Christa Donatius bringt jedoch nicht nur ihre Interpretation einer Person zur Betrachtung, sie sammelt auch Stillleben. Die

 jeder Person zugehörigen Attribute sagen nicht nur etwas über die Porträtierten aus, sondern auch etwas zum Zeitgeist dieser Jahre. Sie lassen uns Berufe, Engagement und Leidenschaften erahnen. Apfelbauern erscheinen neben Musikern, Sportler neben Pfarrern oder Politikern. Wie sehr diese Berufe jedoch auch Teil der Wahrnehmung eines Menschen in Kopfbild 2003-2011 ist, gehört zu den interessanten Momenten der Betrachtung. Auch wenn der Betrachter die einzelnen Köpfe nicht kennt, wird enorm viel erzählt, doch nie entlarvt. Christa Donatius bietet uns ihre Sichtweise des jeweiligen Menschen an, läßt jedoch jeden unversehrt in seiner Würde. Dies gelingt ihr gerade weil er Teil einer Sammlung von Individuen ist, die man auch als solche wahrnimmt.Eine Sammlung in der man aufgehen könnte, aber vor allem als Einzelperson gestärkt hervorgeht. Das ist der großen Kunstfertigkeit und Sensibilität Christa Donatius zu verdanken. Die geborene Hamburgerin

Christa Donatius gibt in ihrem Schaffen immer wieder Menschen und Themen eine Stimme, die keine eigenehaben oder ihr Ausdrucksmittel noch nicht gefunden haben. Nach dem Studium der Malerei und Jahrzehnten der Ausübung ihres Berufes ist es zwar ein Genuß sich an der technischen Qualität ihrer Malerei zu erfreuen, aber Donatius malt nie nur um des Malens willen. Diese Erkenntnis begleitet die Betrachter ihrer Bilder durch ihr gesamtes Œuvre. Christa Donatius hält uns in ihren Gemälden generell den Spiegel vor. Menschen aus ihrem direkten aber auch weiteren Umfeld stehen Modell für ihre Bilder, und so werden wir uns nicht erst in ihrer Reihe Kopfbild bewußt, daß es um uns selbst geht in ihren Arbeiten. Jede und Jeder von uns ist im Leben anderer Menschen Randperson, die beeinflußt und prägt: in Kopfbild 2003 – 2011 werden wir uns dessen deutlich bewußt und freuen uns an dem Fest des Lebens an dem wir teilhaben.

 

Elisabeth Rudolf · Kunsthistorikerin

Christa Donatius & Michael Jalowczarz     c.donatius@t-online.de     donjalo@t-online.de     www.donatius-jalowczarz.de